SKK032 Kritische Theorie

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Thomas
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Christoph
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Flocke

Diesmal schauen wir uns die kritische Theorie und die Frankfurter Schule an.

Shownotes

10 Gedanken zu „SKK032 Kritische Theorie

  1. R>S

    Also Habermas die Witzfigur schlechthin in einem Topf mit Adorno zu werfen, ist ja schon Schande genug, aber zu behaupten man würde Adorno nicht verstehen..und dann noch eine Demagogie und heuchlerei ala „wir alle finden kapitalimus schlecht“ hinetrherschieben, boah was soll man dazu noch sagen..

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    1. Thomas Beitragsautor

      Dass diese Sendung schwach war, ist uns auch klar. Wir haben schlicht ein Dilemma: das echte Kränzchen kann nur mit Jennifer stattfinden. Dieses Format war nie geplant und mir zumindest ist hochunangenehm. Das kann man auch am Anfang jeder Folge hören. Wenn von fünf Folgen, die wir zu Theoretikern gemacht haben, eine in deinen Worten „leider nichts“ war, dann ist das für mich noch ein ausreichendes Ergebnis. Hätten wir jetzt ein halbes Jahr pausiert, wären Nachfragen gekommen, ob und wann wir wieder kommen und wir hätten Hörer*innen verloren. Also, aus den Haltungen des Publikums heraus können wir das nicht richtig machen. Ich hoffe wir haben es auf die falsche Art falsch gemacht.

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  2. Pit1

    Also eigentlich oder grundsätzlich müsste man aber schon so Karl Marx und seine Analyse mitnehmen, um die kritische Theorie nicht voll und ganz als intellektuelle Spinnerei abzuwatschen. So als wenn deren einziger Auftrag es war, schlechte Laune zu verbreiten. Man muss schon außerhalb von Nützlichkeitsdenken, instrumenteller Vernunft und „es gibt keine Alternative“ denken können, um die Analyse und Kritik mitzunehmen. Und ja, dahinter verbergen sich dann politische Forderungen wie bei Marx auch, auch wenn es nicht unbedingt deren Aufgabe ist, sondern eben schon das Nachdenken über die Gesellschaft.
    (wobei das kommunistische Manifest dann wiederum keine 1-A-Analyse ist, sondern ein politisches Manfest eben – Leute werden sagen, dass das eben gescheitert sei, aber sowas wie die kritische Theorie ist das, was davon übrig geblieben ist).

    Die (erste gen.) Frankfurter Schule verbindet Marxismus (vor allem die Ideologiekritik) mit der Psychoanalyse von Freud – und das zur Zeit von Hitler, Börsenkrise und co. Die Frage ist dabei immer, warum man Rechts wählt und warum es keine große proletarische Revolution gibt. Eine erste große Analyse zum Aufstieg Hitlers ist der Typ des autoritären Charakters, der in der (deutschen) Bevölkerung und Familien verbreitet war (oder ist – man untersuchte -grob gesagt- das Kleinbürgertum: Fabrikarbeiter, Angestellte usw., Erich Fromm als Psychoanalytiker ist hier auch sehr wichtig zu nennen). Man suchte wohl nach Führerfiguren, die man aus der patriachalen Familie und Arbeitsverhältnissen kannte, und Hitler war wohl eine Projektion.

    Adornos Minima Moralia ist ein wenig so als wenn man in seinem Tagebuch liest. Das ist nicht unbedingt wissenschaftliche Sozialforschung, sondern er als jemand, der sich als gut bürgerlicher Philosoph sieht, macht Beobachtungen in seinem (von ihm aus erzwungenen) amerikanischen Exil. Immer mit dem Motto „es gibt kein richtiges Leben im falschen“: es gibt im Kapitalismus kein Außerhalb des Kapitalismus (der einzige Ausweg ist marxistisch: kollektive Revolution oder eine irgendeine Form von Widerstand). Zu seinem Schreibstil kann man sagen, dass er wahrscheinlich an seiner gut bürgerlichen Bildung fest hält und Leute herausfordern will.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es in Dialektik der Aufklärung grundsätzlich darum, dass es keine Aufklärung gab, sondern eher die Kulturindustrie, die einen eher tiefer in eine Ideologie hineinleitet. Bspw. Jazz (Adorno hat eig ein Vielfaches mehr über Musik geschrieben steht auf Wikipedia, er wollte wahrscheinlich nicht mal so viel mit Philosophie zu tun haben) oder die Disney-Filme und Hollywood allgemein.
    Später lieferte die Frankfurter Schule Theorien und Analysen für den Umgang mit Ausschwitz, was bei den Pädagogen der frühen BRD stark wirkmächtig war, (bspw. „Nie wieder Ausschwitz“ und die „Wendung aufs Subjekt“- es gibt keine Garantie, dass in Hochkulturen wie Europa keine Barbarei wie im 2. Wk. ausbrechen kann oder dass es kulturelle, strutkurelle Instanzen gibt, die sowas verhindern, letztlich muss jeder selbst die Verantwortung tragen, dass sowas wie Ausschwitz nicht wieder passieren kann, es ist ein neuer kategorischer Imperativ) und für die Studentenrevolution (hier dann eher von Herbert Marcuse).

    Habermas später ist einer derjenigen Denker, die dafür sorgten, dass die BRD diskurstechnisch so funktioniert, wie sie funktioniert. Bspw. gibt es eine Öffentlichkeit und es ist sehr wichtig für den modernen Staat, dass diese kritisch sein kann in diesem (scheinbar) herrschaftsfreien Raum usw. Hier wendet er sich von dem Pessimismus von Adorno und co. ab. Es ist eine sehr wirkungsmächtige Theorie, auf die man sich gerne berief (ich weiß, kritisierbar) und von daher gibt es hier eine starke gesellschaftliche Wirkung als Vorbild oder Autorität. Zu dem mischt er sich in verschiedene Diskurse ein.
    ————
    Bourdieu und Foucault sind btw. auch nicht die leicht verständlichen Denker. Diese gehobene Sprache und schwere Zugang war bis in 1970ern Mainstream. Die Betroffenen würden sich immer dagegen wehren und sagen, dass sie nun mal so formulieren müssen, weil es sonst nicht präzise genug sei.

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    1. Thomas Beitragsautor

      Danke für die Ausführungen. Ich verstehe immerhin jetzt mehr, warum ich das alles eigenartig und wenig zielführend finde.

      Es ist eine gegenüber den Quellen unkritische Befindlichkeitsphilosophie. Kann man irgendwie im Anfang des 20. Jahrhunderts machen und akzeptieren, aber dann sollte es nicht den Wert haben, der da immer noch gerne verteilt wird.

      Bei Habermas gab es ja jetzt irgendwie den letzten Aufsatz in dem er an seiner originären Theorie zur Öffentlichkeit etwas ändert. Und als Ostdeutscher möchte ich darauf hinweisen, dass deine Formulierung „dass die BRD diskurstechnisch so funktioniert, wie sie funktioniert“ ein sehr wichtiger Hinweis darauf sein kann, warum ein geeintes Deutschland so gespalten ist. Denn im Osten kennt keiner Habermas, seine Theorie ist egal und der Diskurs ist geprägt von einer Diskurserfahrung in der totalitären Diktatur. Es ist also eine Erklärung für den Diskurs des Westens, die nahezu kulturimperialistisch einfach vorgesetzt wird. Das erinnert mich daran, dass alle betroffen waren als Helmut Schmidt gestorben ist und ich mich fragte, was der bitte jemals mit meinem Leben zu tun hatte. Aber immerhin, hat dann Habermas hier den Wert, dass ich da auch noch was konkret kritisieren kann.

      Foucault habe ich nicht gelesen, Bourdieu ging. Ich bin ja auch Literaturwissenschaftler und meine Geduld für Text, dessen Stil dem Inhalt im Weg steht ist immer gering.

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      1. Pit1

        Da fällt mir aber auch noch so ein, dass es die Kritik gibt, dass man bei den Texten der Frankfurter Schule nie auf die Idee kommen könnte, dass es eine DDR gegeben haben könnte. Sie wird eben nirgendswo erwähnt, es gibt auch (so wie ich das sehe) keine Besprechung der Sowjetunion oder des dortigen Sozialismus.
        Und bei Habermas gibt es eben echt Töne, dass er vom marxistischen Studentenrevolutionär zum bürgerlichen Staatsphilosoph mutiert ist. Seine Werk wird auch von Konservativen sehr stark rezipiert. So ein Stück weit wie bei den Grünen imho.

        Jo bis denne dann!

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  3. Pit1

    Achso und die große Kritik an Luhmann ist, dass er das Phänomen der sozialen Ungleichheit/Ungerechtigkeit nicht greifen kann mit seiner Theorie. Die kritische Theorie ist eine wesentliche Strömung im 20. Jh., die mit Marx die soz. Ungleichheit als eine Grundlage hat.
    Bourdieu macht das zwar auch, aber zum einen kam der später und zum anderen würde sich die FS mehr dagegen wehren, dass es eine funktionierende Mittelschicht gäbe.

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    1. Thomas Beitragsautor

      Naja, da ist Antwort:

      Das war nie Luhmanns Ziel und die These mit der funktionierenden Mittelschicht ist reine Ideologie ohne Faktenbasis. Hier geht’s am Ende ja auch um Selbstwahrnehmung.

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