SKK014 Intellektuelle

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Christoph
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Jennifer
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Thomas
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Flocke

Diesmal kämpft Thomas leicht mit dem Audiosetup und entschuldigt sich schon mal für schlechtere Qualität am Anfang. Inhaltlich sind wir dafür von besserer Qualität und sprechen darüber ob wir Intellektuelle brauchen, was die eigentlich sind und woher sie kommen.

Shownotes

6 Gedanken zu „SKK014 Intellektuelle

  1. blub

    Ein Intellektueller ist für mich jemand der seine Zeit mit Denken verbringt aber nicht als Wissenschaftler.
    Die Erkenntnis (in ermangelung eines besseren Wortes) kommt dabei nicht primär aus Forschung oder Recherche oder ähnlichem(z.B. Journalisten) sondern aus Denken.
    Der kann, muss aber nicht publizieren. Für die wahnehmung als Intellektuell ist es natürlich notwendig das mal irgendetwas geschriebenes, gesagtes etc. rezipiert wurde. Aber das Dasein als intellektueller kommt nicht primär aus publizistischen(oder redenden, talkshow besuchenden; wie auch immer man die Ideen in die Welt trägt) handeln.
    Ihr habt Heribert Prantl genannt, fällt imo da durchaus unter intellektueller, denn der reist ja nicht rum und schreibt Dinge auf sondern gibt primär seine Meinung in den Diskurs ab.

    Mein Problem mit Soziologen ist das jede Äußerung immer unfassbar schwafelig daher kommt und wenn man den überkandidelten Satzbau und Wortwahl mal auseinander nimmt ist die Erkenntnis für diese Verpackung vergleichsweise banal. Es kommt so rüber mit dem Habitus einer Geisteswissenschaft.
    Ich habs sonst eher mit den technischen Wissenschaften und da wird nach dem sprachlichen Entpacken der wtf-Moment eher größer als kleiner.
    Das erweckt in mir das Gefühl das die das machen um ihr Bild von ihnen selbst als Wissenschaftler aufrecht zu erhalten und nicht als Kaiser ohne Kleider dazustehen.
    Selbst bei empirischen Sozilogen(aka Soziologen mit Datenhintergrund )sieht das ja seltenst aus wie „Hier sind die Daten und wir interpretieren daraus X“ sondern erstmal Gelaber und Daten die das vielleicht unterstützen oder auch nicht findet man dann im Anhang.

    Von Christophs Vision das die Twitterfeministinnen in irgendwelche gesellschaftlich relevanten Positionen kommen schauderts mir ja.

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  2. kolame

    Was ist intellektuell? Es ist auf jeden Fall irgendwie ein prominentes Wirken im öffentlichen Raum und Intellektuelle zeichnen sich in meinen Augen auch dadurch aus, dass sie ohne mediale Konjunkturen zu beachten Stellung beziehen. Intellektuelle reagieren nicht nur auf Debatten, sie setzen und formen sie ganz beträchtlich mit. Damit gehen sie vielleicht auch über (beispielsweise) Prantls Kommentieren hinaus. Inwiefern also quasi „still“ denkende Personen intellektuell sein sollen, erschließt sich mir nicht ganz. Aber das geht vielleicht ein wenig in Richtung meiner eingangs gestellten Frage, ob Intellektualität erst einmal mit einzelnen Personen verbunden wird oder eben auch so Sachen wie einem „intellektuellen Milieu“, wobei auch die Diskurse die dort geführt werden an öffentliche anschließen. Thomas meinte ja am Ende auch nochmal, dass wir den privaten Bereich des Intellektuellen nicht so sehr im Blick hatten.

    Die Soziologie hat genau das Problem. Sie ist oftmals nicht banal, nur lassen sich ihre Argumente gut nachvollziehen. Zu den Reflexionsleistungen die diese Wissenschaft leistet kommt man aber „nicht mal eben so“, wenngleich manche Dinge dann ex post (also nach der Erkenntnis und der Formulierung) simpel wirken mögen im Sinne eines „darauf wäre ich jetzt auch gekommen“. Da ist eine gewisse Lücke zwischen der Sprache und der Denkleistung im Vorhinein. Das ist in anderen Wissenschaften anders, die nicht so sehr auf Sprache angewiesen sind, weil sie andere Formen (Daten, Formeln, Experimente) nutzen oder sich direkt mit Sprache oder kommunikativen Akten (Linguistik, Literaturwissenschaft [eigenes Thema!]) auseinandersetzen. Die Soziologie ist beides nicht, kriegt dann den Vorwurf des Banalen und ja, versteckt sich dann oftmals hinter einer nicht gerade Verständnis fördernden Sprache.

    Gerade bei empirisch-quantitativen Arbeiten finde ich den sensiblen und das heißt vermutlich auch leider wortreichen Umgang mit den Ergebnissen sehr sinnvoll. Daten verleiten dazu zu verkürzen. Sie gaukeln Objektivität da vor, wo wir es mit komplexen sozialen Prozessen zu tun haben. Daten sind dabei sehr gut darin schnell und weit zu wandern und kommunikativ enorm anschlussfähig. Häufig wird dann „von außen“ mehr daraus interpretiert, als drinsteht und erforscht wurde. Genau darauf wollen Forscher*innen hinweisen, denn sie selbst beurteilen ihre Ergebnisse ja oft sehr skeptisch oder eben mit der nötigen Zurückhaltung. Das lässt sich in den Massenmedien aber schlecht als komprimierte Information bringen.

    Zu guter letzt: mein Punkt war der, dass ich hoffe und glaube, dass junge progressive Kräfte sich gerade in Ausbildung befinden (und die sind eben auch feministisch 🙂 ) und da eine gebildete Schicht entsteht, die sehr divers ist. Ich freue mich darauf.

    Beste Grüße
    Christoph

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  3. Tanja

    Ihr lieben kaffeetrinkenden SoziologInnen,

    ich habe eine Anmerkung zu den zum Teil wunderlichen Anmerkungen zur Literaturwissenschaft als Wissenschaft… Letztlich ist es das Glashaus, in dem auch die Soziologie als Nicht-Naturwissenschaft sitzt – und da ist Steinewerfen aus Unkenntnis nicht die beste Idee.
    Ich will quasi-anekdotisch mit drei aktuellen Beispielen eure Ausführungen zur Literaturwissenschaft um eine andere Perspektive ergänzen. Ein zentrales Beispiel für einen literaturwissenschaftlich-germanistischen Intellektuellen war definitv Roger Willemsen. Also promovierter Germanist mit akademischer Berufserfahrung sind viele seiner Texte und Redebeiträge getragen von literaturwissenschaftlicher Methodik und Denkweise.
    Ergänzen will ich noch um zwei Bücher, die ganz explizit literaturwissenschaftliche Methodik nutzen und in den letzten Jahren gesellschaftlich Aufsehen erregt haben – geschrieben von zwei ‚literaturwissenschaftlichen Intellektuellen‘:
    Joseph Vogl: Das Gespenst des Kapitals
    Klaus M. Bogdal: Europa erfindet die Zigeuner.
    Beide Bücher zeigen als best practice Beispiele, was Literaturwissenschaft kann und dass es als wissenschaftliche Praxis mehr und vor allem etwas anderes ist als ’sich eine Meinung über Bücher bilden‘.

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    1. kolame

      Vielen Dank! Immerhin haben wir darauf hingewiesen, dass wir da große Vorurteile haben und zumindest mir sind die bewusst!
      Roger Willemsen mag ich persönlich sehr gerne und finde von ihm Geschriebenes meist schlicht großartig. Ein gutes Beispiel dafür, wie dicht, wunderschön und dabei anspruchsvoll-fordernd Literatur sein kann. Dabei hat Willemsen tatsächlich auch immer einen „integrativen“ Blick. Er bleibt selten am direkten Textgegenstand sondern abstrahiert auch auf eine gesellschaftliche Ebene, hach!

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  4. Caputnix

    Huiuiui, ich troll heut mal ohne mich inhaltlich zu positionieren (inhaltlich ist alles eruiert)

    …teilweise suppte da in der folge schon ne ordentliche portion arroganz aus den lautsprechern.
    Vieleicht hau ich hier auch grad Intelligenz mit Intellekt durcheinander, gehört aber beides zusammen und einfach mal so in den Äther zu rülpsen „kein Titel = kein Intellektueller“ find ich schon, milde ausgedrückt, derb verstörend.
    Was sagt bitte ein Titel bzw. akademischer Grad denn über Intellekt aus? Im umkehrschluss würde das ja bedeuten, ein Maurer, Metzger, Müllermeister könne nie ein Intellektueller sein. Auch wenn das mehrheitlich so sein wird, was´isn das für ne logik?

    Wie Thomas so schön sagte, sein „Darf-schein“ hängt er sich dort hin, wo ihm die gebührende Aufmerksamkeit zuteil wird. Auf Klo. (Mein darf-schein kommt übrigens ins South Park DVD Regal, kann ich auch so mal lachen ohne DVD Player zu bemühen 😉
    Irgendwelche Zettel wo irgendwas draufsteht als Zugangsvorraussetzung für Intellektuallität zu bemessen ist nicht nur sowas von obsolet, sondern akademisches , sorry für die Wortwahl, weitwixen.

    DAS als Kriterium heran zu ziehen … ich will das Wort überheblichkeit nicht bemühen … huch, hab ichs doch getan … nja ^^. Hinterlässt bei mir den Eindruck, da bildet sich jemand viel auf sein schaffen im lesen von Literatur und aneignen von Wissen ein.

    Nun, scharfe Worte diesmal und ja nur befindlichkeitsgeschwängert, stieß mir eben etwas übel auf.
    Freu mir denoch uff nächste Folge und klick euch 😉

    Treue Grüße, Caputi aka Ronny E.

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  5. Kai2

    Ich höre gerade Eure erschienen Folgen in umgekehrter Reihenfolge und diese Folge war die mit Abstand am schwierigsten zu hörende. Ich bin über das neue Forum vom Soziopod aufmerksam geworden und muss ganz wichtig klarstellen, dass ihr bei den empfohlenen Podcasts positiv herausragt. Also ich finde Euch gut, nur nicht in dieser Folge.

    Hier wurden leider meine Vorurteile bestätigt, die ich mir über die schon in den anderen Kommentaren genannten Sozialwissenschaften aufgebaut habe und weswegen ich es so schwer finde aus meiner Sicht „erträgliche“ philosophische oder soziologische Diskussionsformate zu verfolgen. Mein großes Problem ist oft, dass in der Hitze der Debatten nicht belastbare, aber plakative Beispiele aus „dem wahren Leben“ zur Untermauerung von eigenen Thesen präsentiert werden, die zwar schön klingen, jedoch mehr zeigen, dass sich der Diskutierende noch nicht ausreichend mit dem Thema, welches das Beispiel behandelt, beschäftigt hat. Hätte die Person das, würde sie bemerkt haben, dass das Beispiel so nicht funktioniert. An der Stelle bin ich dann raus aus der Diskussion. Es ist wie wenn man wegen eines schlechten technischen Effekts den Film nicht mehr folgen kann. In diesem Beispiel kann ich den Diskutierenden nicht mehr folgen / vertrauen.

    Aus meiner Sicht, wäre der goldene Weg gewesen, den Podcast nach dem ersten Drittel abzubrechen, Eure Standpunkte zu sammeln und an einem anderen Tag weiterzumachen. Ihr hättet ja trotzdem beide Versuche in derselben Folge veröffentlichen können.

    Noch am ehesten würde ich den Ausführungen von Caputnix zustimmen. Ihr stellt ganz schnell fest, dass das Thema schwierig aus dem Stegreif zu beantworten ist und Ihr nicht ausreichend vorbereitet seid. Danach macht Ihr trotzdem tapfer und substanzlos weiter und steigert Euch immer weiter rein, bis es in Aussagen gipfelt, dass nur echt Professoren als intellektuell gelten könnten, wenn überhaupt. Honorarprofessoren reichen nicht, mit Listen von Intellektuellen, die in anerkannten Medien veröffentlicht worden, könnt Ihr Euch nicht anfreunden, habt aber auch keine bessere Liste oder Definition. Spätestens da hättet ihr stutzig sein können.

    Intellektuelle sollen die Welt formen, aber kein Geld damit verdienen dürfen, nichts Belangloses publizieren, und die Form der Publikation ist auch unklar. Intellektuell sind nicht greifbar, weil ihr aus allen Lebenden und Toten dieser Erde nicht mal 5 Menschen identifizieren könnte, die das Prädikat verdienen. An dieser Stelle ist der Podcast nur noch ein Debattierclub und es werden Gedankenfragmente vertreten, die vor Sekundenbruchteilen entstanden sind.

    Was bei der Diskussion passiert ist, ist alles nicht schlimm. Ihr habt nur den Notaus-Button nicht gefunden.

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